3 Minuten und 52 Sekunden, so lange dauert es, um von meiner Wohnungstüre bis ans Wasser zu laufen. Nicht, wenn man schlendert versteht sich, dann dauert es länger. Aber ich schlendere nie. Ich laufe sie ab, all die Wege, die Distanzen zwischen hier und da, da und dort und somit irgendwie auch ein bisschen mein ganzes Leben.
Bin ich dann am Wasser, laufen nur noch meine Gedanken. Manche hüpfen leichtfüssig über die Wellen, andere lassen sich von der Strömung mitreißen und übers Wasser treiben wie farb- und konturlose Blätter im Wind, während nochmals andere am Steg stehenbleiben und meine Hand halten. Darüber bin ich manchmal froh. Dann, wenn es freundliche, tröstende Gedanken sind.
Sind es hingegen die dunklen, die schweren Gedanken, die mich an der Hand halten, trete ich jeweils ein, zwei Schritte zurück, lege den Kopf schief und warte. Warte, dass sie sich zu weit vorwagen – töricht, wie sie sind – und vom Wasser fortgespült werden. Oft werden sie das tatsächlich, manchmal aber auch nicht. Egal wie lange ich warte.
So oder so bin ich froh um meinen Platz am Wasser, den man in 3 Minuten 52 Sekunden von meiner Wohnungstüre aus erreichen kann. Wenn man läuft. Jenen Platz am Wasser, an dem es mir wie nirgendwo sonst gelingt, endlich einmal stillzustehen, still zu sehen und hin und wieder gar still meine überlauten Gedanken zu verwehen.