Wenn ich könnte, ich würde dir jeden Tag aufs Neue liebevoll über den Kopf streichen und dir versichern, dass alles gut wird. Doch das kann ich nicht. Ich kann es nicht, weil ich zum einen nicht weiss, ob wirklich alles gut werden wird. Und zum anderen, weil du nicht mehr da bist.
Davongestohlen hast du dich in der Kälte des einst beginnenden Jahres, über all die stoische Hoffnung hinweg, die sich mit den ersten Schneeglöckchen in die Vorgärten und in mein Herz gepflanzt hat. Gegangen bist du, ohne ein Wort und hast nichts zurückgelassen, als Stille.
Dabei war ich keineswegs fertig mit uns oder auch nur halb durch. Während du dich stumm dazu entschiedest, dich aus meinem Leben zu schleichen, habe ich noch immer an uns geglaubt, an dich und mich. Mit jener herzergreifend naiven Überzeugung, die hin und wieder Berge zu versetzen vermag.
Versetzt hast du bloss mich in diesem Fall. Ich hätte es ahnen sollen. Deine von Vornherein stets knappe Zeit bemaßt du nach und nach immer knapper – zumindest für mich. Wie verblendet muss man sein, wenn es einem gelingt, nicht zu merken, dass man anderen zunehmend lästig wird?
Ich merkte es lange nicht. Ein »wollte es nicht merken« lässt obigen Satz ein wenig wahrer klingen. Ich wollte nicht aufgeben, nicht akzeptieren, dass für mich neben all dem dir nicht mehr genügend Platz war in deinem Leben. Ich meine, wer will das schon.
Nun hat sich das Jahr bereits beinahe bis zum Herbst vorangeschlichen. Und du bist nicht mehr da. Kein Wort habe ich seit den ersten blühenden Schneeglöckchen am Wegrand gehört von dir, kein Wort und kein Zeichen, dass du überhaupt noch an mich denkst. Vielleicht tust du es nicht.
Ich tue es jeden verdammten Tag.
An dich denken.
Mich erinnern und sehnen.
Nach einem kleinen bisschen mir
neben all dem verlorenen dir.