Von Nachtgedanken und Dankbarkeit

Vergangene Nacht lag ich wach im Bett und machte mir wie so oft Gedanken. Irgendwann fand ich mich über die Zeit sinnierend wieder, als es »Emma denkt.« für mich noch nicht gab.

Ich erinnerte mich zurück, wie all das seinen Anfang genommen hatte, damals vor dreieinhalb Jahren, wohin es mich in der Zwischenzeit geführt, was es mit mir gemacht und wie es mich verändert hat, was ich dabei gelernt habe und Tag für Tag aufs Neue lerne über mich selbst und andere, was ich damit geben kann und im Gegenzug alles bekomme.

Noch vor ein paar Jahren hätte ich nicht zu träumen gewagt, dass ich je »etwas zu sagen« hätte, etwas, das andere Menschen zu erreichen, zum Nachdenken, (Mit-)Fühlen und sich selbst darin Wiederfinden anzuregen vermag. Ich, die sich nie etwas traut, ich, die sich vor allem fürchtet, ich, die glaubt, kaum je irgendetwas richtig, etwas tatsächlich gut zu machen.

Ich will ehrlich sei, hin und wieder fühle ich mich völlig überfordert von diesem sehr zeitaufwändigen Hobby, von all den Reaktionen und Nachrichten, der Angst, Wichtiges zu übersehen, nicht zu genügen, dem nötigen Abstand, den es stets zu wahren gilt (etwas, worin ich nicht gut bin, nehme ich mir vieles doch so sehr zu Herzen, dass ich hin und wieder meine, es müsse implodieren), dem Druck, den ich mir immer wieder selbst mache, diese Seite über Jahre hinweg konstant am Leben zu erhalten, regelmäßig zu schreiben, zu posten und zu reagieren neben dem Alltag, dem Leben, das jenseits von virtuellen Beitragsfeldern und Kommentarspalten auf mich wartet, mich fordert, mitreisst und immer mal wieder haltlos hin und her wirbeln lässt.

Ich hadere mit so verdammt vielem, hier wie im »echten« Leben, und gleichzeitig gibt es mir unheimlich viel, für mich selbst und für euch schreiben zu dürfen – tiefempfundene Freude, Dankbarkeit, Mut, Geduld, Offenheit, Verständnis, neue Denk- und Sichtweisen…

Die Texte, die ich schreibe – meist morgens im Zug auf dem Weg zur Arbeit oder abends auf dem Nachhauseweg, in schlaflosen Nächten oder wie heute bei der ersten Tasse Kaffee des Tages – sind oft fiktive Geschichten, kurze Momentaufnahmen, gedankliche Ausflüge, kleine Erzählstücke. Und dennoch steckt in jedem Text immer auch etwas von mir selbst.

Die Sichtweise auf ein Thema, der Grundton, der mitschwingt, gewisse Werthaltungen, eigene Erfahrungen, innere Überzeugungen und Gefühlslagen, die Wortwahl… Mit jedem Text, den ich hier teile – auch in jenen, da die Story frei erfunden ist, was für einen grossen Teil zutrifft – teile ich auch ein Stück von mir. Versteckt, verwoben, verwortlautet.

»Da legt sich fedriges Glück neben dunstige Schwermut, stellt sich der Zauber der Liebe neben Einsamkeit und innere Leere, bittet die Anmut des täglichen Lebens Angst und Zweifel zum wortreichen Tanz.«

Als ich mir in der Vergangenheit einmal die Frage stellte, wofür »Emma denkt.« eigentlich steht und was ich damit erreichen möchte, antwortete ich mir selbst folgendes:

Ich weiß nicht weshalb, aber mir liegt seit ich denken kann, ziemlich viel daran, mit Worten einen Zugang zur unfassbaren Vielfalt an Gedanken und Gefühlen zu finden, die in so manchen unserer Köpfe und Herzen weilt. Und ich glaube fest daran, dass der Versuch, sich in andere (Er)lebens- und Sichtweisen hineinzuversetzen, bewusst mit- und nachzufühlen uns einander tatsächlich näher bringen kann. Einander und damit immer wieder auch uns selbst.

Nicht umsonst sind Emotionen Herdentiere.

Euer aller Hiersein und Mitlesen, die Zeit, die ihr euch nehmt, euch eigene Gedanken über das Gelesene zu machen, eure persönlichen Ansichten und Erfahrungen mit mir und anderen zu teilen – all das bestärkt mich Tag für Tag aufs Neue in diesem Glauben. Dafür möchte ich euch von ganzem Herzen danken.

Kommt gut durch den Tag,
Michèle

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