Ich stehe am Fenster, atme, spüre die Hitze der Nachmittagssonne in meinem Gesicht. Mein Blick wandert hinaus, an geblühmter Vorhangspitze vorbei und durch Fensterscheiben hindurch. Was mir entgegenbrandet, ist die Ahnung einer Menge an Leben, die sich anfühlt wie ein hastig gepacktes Bündel Herzklopfen.
Menschen sitzen auf Stühlen und Hockern inmitten von Gehwegen, trinken, reden, lachen. Ich gebe der Neugier nach, öffne das Fenster und lehne mich nach vorne über das Geländer. Die Lautstärke raubt mir ganz kurz den Atem. In meinen Ohren tanzt der dumpfe Bass elektronischer Musik, die aus den Lautsprechern der Bar von gegenüber dröhnt.
Ein Blick nach links und nach rechts offenbart weitere gut besuchte Bars und Cafés. Spazierende flanieren durch die Gassen, Menschentrauben sammeln sich in schattigen Eingängen und auf sonnendurchfluteten Vorplätzen. Ich staune darüber, in welchem Ausmass sich Situationen und Bilder gleichzeitig ungewohnt und vertraut anfühlen können.
In meinen Gedanken treffen sich Sehnsucht und Mutlosigkeit wie alte Bekannte. Ich nehme einen letzten Atemzug Leben und schliesse das Fenster. Die Szenerie verschwindet hinter zarter Vorhangspitze, während nicht mehr als leise wummernde Bässe an den Anblick von eben erinnern.
Eine Erinnerung an Tage, die nur wenige Meter entfernt stattfinden, während ich mich selbst für den Moment kaum weiter weg fühlen könnte von der Idee, ein Teil davon zu sein. Da ist immer mehr als eine Version von Gegenwart, die wahr zu sein vermag. Diese hier zu wenig, jene dort drüben zu viel.
Was dazwischen übrig bleibt, ist Existenz ohne ein fassbares Gefühl dafür, Ankommen ohne bleiben zu Wollen und der zunehmend schwindende Nachgeschmack einer Bekanntschaft, die so weit zurückliegt, dass sogar Sepia zu bunt anmutet, um tatsächlich wahr sein zu können.
Kommentare
Jasmin Amstätter
Toll geschrieben, danke fürs teilen ❤️
Emma denkt.
to Jasmin Amstätter
Vielen lieben Dank fürs Lesen und für das Kompliment zum Text.
Anke
Danke für diese unerwarteten Zeilen..
Emma denkt.
to Anke
Ganz herzlichen Dank fürs Lesen, Anke.
Lisa
to Anke
Du schreibst mir aus dem Herzen und dass ist und wird immer der Grund sein, warum ich dich und deine Zeilen so sehr spüre. Wie ein Teil von mir, schilderst du, was ich denke, fühle und manchmal so wünsche. Deine […] WeiterlesenDu schreibst mir aus dem Herzen und dass ist und wird immer der Grund sein, warum ich dich und deine Zeilen so sehr spüre. Wie ein Teil von mir, schilderst du, was ich denke, fühle und manchmal so wünsche. Deine Zeilen sind lebendig, danke! Read Less
Emma denkt.
to Lisa
Ganz herzlichen Dank für diese lieben Zeilen, Lisa. Sie gehen mir nah.
Simone
Schön wieder hier was lesen zu dürfen. Ich kann es sooo gut fühlen.....
Emma denkt.
to Simone
Ein Dankeschön von Herzen fürs noch immer Mitlesen und -empfinden, Simone.
Christiane
Ich bin sehr berührt und dankbar, mal wieder etwas von dir lesen zu dürfen…
Emma denkt.
to Christiane
Ich bedanke mich meinerseits für deine Geduld, die lieben Zeilen und dass du noch immer mitliest, Christiane.
Ada
Ich fühle es. Wunderschön geschrieben ♥️
Emma denkt.
to Ada
Merci von Herzen, Ada.