Ich mag es, wenn du mir den Kopf kraulst, wenn ich traurig bin oder ängstlich. Ich weiss, ich bin verdammt oft traurig oder ängstlich oder beides in letzter Zeit. Und mit »in letzter Zeit« meine ich schon lange.
»Mach dir keinen Kopf«, sagst du und streichst mir mit einem Lächeln über die Wange, das mir das Herz in aberhundert Teile zu reißen droht. In jenem Lächeln steckt so viel Bedauern, Liebe und Hilflosigkeit – würde man es ins Wasser werfen, es ginge unter wie ein Stein und käme leise klagende Melodien singend weit unten auf dem Grund zum Liegen.
Ich bin dankbar, dass es jemanden gibt, dem ich und die zwei, drei Pfund Traurigkeit, die an mir zu kleben scheinen wie Pferdemist, unter die Haut und bis zu den Herzkranzgefässen gehen. Zur selben Zeit ertrage ich die Vorstellung kaum, dass ich dich zwar ohne Absicht, aber dennoch mitziehe – in den Strudel all der absurden Ängste, gewaltigen Gefühlsorkane und Leerstellen im Getriebe meines Seins. Ich weiß nicht weshalb, aber solange du mir den Kopf kraulst, ist oft beinahe alles gut. Das Tosen in mir wird leiser, mein Herz scheint insgesamt langsamer zu schlagen und für einmal sogar im Takt. Im Takt zu deinem mir so lieben Herzen. Behäbig, stark und warm. Als ob allein dein Da- und bei mir sein mein schmerzhaft lärmendes inneres Chaos freundlich aber bestimmt zur Ordnung rufen würde.
Ich gebe mir alle Mühe, die ich aufbringen kann, aus der Traurigkeit immer wieder auch Hoffnung und aus der Angst Leben zu schöpfen. Und so gehe, laufe und strauchle ich unaufhörlich weiter, Tag für Tag. Weshalb ich nicht müde werde, daran zu glauben, dass es sich lohnt? Solange du mir den Kopf kraulst, ist oft bereits jetzt beinahe alles gut.