Wenn ich nach aussen hin manchmal still bin, dann weil es in meinem Kopf laut genug ist. Bisweilen kommt es mir vor, als wäre mein Hirn eine recht imposante Bahnhofshalle, in der im Sekundentakt Gedankenzüge ein- und wieder losfahren und allerlei gestresste Synapsen mit ihren Rollkoffern im Schlepptau umhereilen.
Am laufenden Band schallen laut tosend Durchsagen aus den Lautsprechern und einmal quer durch die ganze Halle. Zu einem undeutlichen Klangbrei verkommen, den sowieso nie jemand versteht. Müde lächelnde Ideen umarmen Freunde und Familie, die sie mitsamt kiloweise Gepäck von einer wochenlangen Bildungsreise durch meine Hirnwindungen abholen. Einer, die sie hat reifen lassen und vielleicht auch ein wenig verändert hat. Wohin man sieht, stehen oder sitzen Gedanken herum – grosse, kleine, dicke, dünne, junge, alte, sinnvolle und weniger sinnvolle, fröhliche, düstere, in farbig oder schwarzweiss – und warten. Kaffee trinkend, rauchend, Zeitung lesend, lauthals lachend, schlafend, grübelnd.
Ja, so eine Bahnhofshalle im Kopf kann ganz schön anstrengend sein. Manchmal hält sie mich nächtelang wach. Mit Güterzügen voller Neuronen und Botenstoffen, die lautstark vorbeirattern oder dringenden Gleisarbeiten an irgendeinem Hypophysen-Hinterlappen.
Aber langweilig? Nein, das wird es nie. Und darüber hinaus habe ich so erst noch eine wunderbare Erklärung dafür, wieso ich im Leben ganz ehrlich oft nicht viel mehr als »Bahnhof« verstehe.