Die Abwesenheit in deinem Blick, sie lässt mich nicht kalt, sie brennt mich aus. Die bitterinwendige Abwesenheit von allem, was mir einst Schauer über den Rücken jagte, die mir das Gefühl gab, aufgehoben zu sein, mich aufleben und durchatmen liess.
Sie war ganz plötzlich da, meine ich. Sicher bin ich mir keineswegs. Dass jemand Gewicht verloren hat, bemerkt man erst nach einigen Kilos, auch wenn der eigentliche Prozess um einiges früher eingesetzt hat. Wann hast du angefangen, mich nicht mehr ausreichend scharf zu sehen, wann begann sich dein Gefühl für uns immer mehr zu trüben?
Ich bin nicht besonders romantisch veranlagt. Gedanken an die ewige Liebe lösen bei mir eher sarkastisches Seufzen aus als Tagträume in Pastelltönen. Was mir vermutlich die schwersten Steine in den Weg legt, ist dieser eine, gut unter der Oberfläche versteckte Glaubenssatz, dass man es sich in Beziehungen nie zu bequem machen, dass man stets auf alles gefasst sein sollte. Sobald man sich nämlich zurücklehnt und wohlig in das »gemachte« Nest kuschelt, erschrickt man doppelt und dreifach, wenn der Ast, auf dem man sitzt, mit einem Mal bricht und unaufhaltsam ins Bodenlose kracht. Ich weiss, dass du von solchen Gedankengängen nicht viel hältst. Du sagst, man muss vertrauen. Du sagst, man muss sich einlassen, mit Haut und Haaren, mit Herz und Verstand.
Du hast Recht, sage ich. Und frage mich im Stillen, woher ich es denn nehmen soll, das Vertrauen. Scheinbar alles gibt es zurzeit kreuz und quer an Stangen hängend oder auf Wühltischen achtlos hingeworfen »on Summer-Sale«. Scheinbar alles, bloss nichts von dem, was man tatsächlich brauchen könnte. Aber gut, wer kann schon erwarten, neben einem bunten Fransentop und einem Bikini, der passt, auch noch Vertrauen in der passenden Größe im Ausverkauf zu erhaschen.
Die Abwesenheit in deinem Blick, sie macht mir Angst. Wo bist du, während du mich anschaust und aussiehst, als würdest du rein gar nichts an mir wiedererkennen? Täusche ich mich, oder hat sich deine Augenfarbe verändert? Ich versuche zu lächeln, deinen Blick damit aufzufangen und warte mit klopfendem Herzen darauf, dass sich jenes Gefühl einstellt, das ich empfinden muss, um mich zu beruhigen.
Das Gefühl, dass »Wir« einander hier gegenübersitzen, du und ich, ich und du. Es gibt kein »Wir« ohne dich. Doch während mein Herz mir weiter und mit voller Wucht von innen her gegen den Brustkorb schlägt und mir schier die Luft zum Atmen nimmt, wendest du den Blick mit einem Mal ab, stehst auf und läufst in die Küche.
»Auch einen Kaffee?«, rufst du mir im Gehen zu. Ich trinke keinen Kaffee. Tat ich noch nie.