Ich gehe mit Schritten den Bahnsteig entlang, die sich anfühlen
als gehörten sie mir. Die Septembersonne scheint mir ins Gesicht.
Über Geleise und Gezeiten hinweg.
Auf jede deiner Antworten habe ich unzählige Fragen,
auch wenn mir die Stimme fehlt, um sie laut zu stellen.
Du nickst und winkst mich in Gedanken weiter.
Ich hebe meinen Blick in Richtung weg von jetzt und hier,
sehe Himmelblau neben Wolkengrau und schlucke leer.
Mein Heimweh fühlt sich an als wäre es geklaut.
Irgendwo in der Stille, die all die geschwiegenen Worte umgibt,
welche von dir, mir und anderen erzählen, zehrt die Zeit von ihr.
In mir ist es einmal mehr zu laut.
Ich drehe den Kopf, Haare und Herz schwingen mit.
Ein Teil von mir bleibt stehen, während der andere weitergeht.
Ich schaue mir nach und staune.
Da vorne geht ein Mensch, den ich so gut kenne wie keinen anderen.
Da hinten bleibt jemand zurück, den ich nie zuvor gesehen habe.
»Ich liebe dich« sage ich selten. Schweigen kann ich es ganz gut.
Ich sehe mich im Vorbeigehen zwischen Zeilen auftreten und hoffe,
dass sich Worte mich für einmal als Beispiel nehmen.
Ich weiss nicht, wie man innere Jahreszeiten weiter winkt.
Das sich plötzlich aufdrängende Gefühl von Wehmut in jenen
wenigen Tagen bis Wochen, da es Sommer und Herbst zugleich ist.
Es kriegt mich jedes Jahr wieder.
Da ist Existenz und Fehlen, Überfluss und Mangel,
Vehemenz und Zurückhaltung, Zuversicht und Resignation.
In Ton und Farbe. In Wirklichkeit.
Die Zeit heilt keine Wunden. Sie zieht uns weg von altem Schmerz,
hin zu neuem. Manchmal gehen wir freiwillig mit.
Gegangen um zu bleiben.
Ich setze weiter Schritt vor Schritt, drehe mich nicht noch einmal um.
Was zurückbleibt, gehört mir nicht mehr.
Ein Lächeln, das man nicht sieht, bloss spürt.
Ich atme Bedingungslosigkeit ein
und längst zerronnene Minuten, Stunden und Tage aus.
Kommentare
Simi
Was für eine Freude wenn man in seine Mails schaut und eins von Dir dabei ist das es einen neuen Text gibt. Du glaubst gar nicht wie sehr du mir von Zeit zu Zeit fehlst. Was für ein Text wieviel von […] WeiterlesenWas für eine Freude wenn man in seine Mails schaut und eins von Dir dabei ist das es einen neuen Text gibt. Du glaubst gar nicht wie sehr du mir von Zeit zu Zeit fehlst. Was für ein Text wieviel von meinem Leben da drin steckt und wie schwer es ist wenn weiter gehen eigentlich nicht möglich ist. Berührt mich gerade sehr wo das Leben kaum aushaltbar ist. Danke Dir du wundervolle ? Read Less
Emma denkt.
to Simi
Liebe Simi, es ist so schön zu lesen, dass ich dir am heutigen Tag eine kleine Wortfreude bereiten konnte. Ich wünsche dir die Kraft zum Weitergehen. Trotz allem. In kleinen Schritten. Auf dass der Herbst dir ein paar buntere Tage […] WeiterlesenLiebe Simi, es ist so schön zu lesen, dass ich dir am heutigen Tag eine kleine Wortfreude bereiten konnte. Ich wünsche dir die Kraft zum Weitergehen. Trotz allem. In kleinen Schritten. Auf dass der Herbst dir ein paar buntere Tage zu schenken vermag ? Read Less
Christiane
Oh wie wunderschön und berührend!!!!! Danke..?
Emma denkt.
to Christiane
Herzlichen Dank für deine Zeilen, liebe Christiane. Wie schön, dass dir der Text gefällt.
Tanja-Stella Niesen
Sorry, ich habe ein w vergessen ☺️
Tanja-Stella Niesen
Wow, wow, wo! Wieder ein unglaublich toller Text, man kann ihn beim Lesen nachfühlen. Danke von Herzen liebe Emma!
Emma denkt.
to Tanja-Stella Niesen
Was für ein schönes Kompliment! Ich danke dir herzlich dafür, liebe Tanja-Stella.
Mo
Wie absolut wunderbar und nachvollziehbar ist dieser Text !!! Sehe mich sehr in ihm …. Vielen Dank dafür, „Emma“ – einfach großartig!! Sei lieb gegrüßt, Mo
Emma denkt.
to Mo
Vielen Dank fürs Lesen, Mögen und mich wissen Lassen, liebe Mo. Das freut mich wirklich. Herbstliche Grüsse zurück zu dir.