Ich könnte es machen wie du. Ich könnte dasitzen und traurig sein, flüstern, dass du meine grosse Liebe warst. Die einzig wahre vielleicht oder vielleicht auch nicht, aber mit Sicherheit eine verdammt gute. Ich könnte den Kopf schütteln und dabei mein Gesicht mit den Händen bedecken, es beinahe ganz bedecken, so wie du es tust, mit deinen schönen, sanften Händen. Ich könnte tief seufzen und wegschauen, bitter auflachen und gar nichts mehr sagen, da meine Stimme bricht.
Ich habe mich geirrt. Aus irgendeinem Grund kann ich es nicht. Du und ich, wir sind nicht mehr. Rest in Peace, Liebe. Oh, von wegen für immer. Während mir das staubtrockene Lachen im Halse stecken bleibt, stehe ich weiterhin da und sehe dich an. Ich erkenne dich. Die kleine Narbe über deiner linken Augenbraue, der eigenwillige Schwung deiner Nase. Die Form deines Kinns, dieser eine Wirbel im Haar, der dich an so manchem Morgen vor dem Spiegel fast verrückt macht.
Wie kann es sein, dass die Liebe von uns gegangen ist, du für mich aber noch immer du bist? Müsstest du mir nicht mit einem Mal fremd sein, so als wäre alles nur ein Traum gewesen, in welchem du jemand ganz anderes warst und ich überdies? Deine Hände sinken auf die Tischplatte, unsere Blicke treffen sich. Ich spüre, wie mein Atem stockt und mein Herz es ihm gleichtut.
»Wo Liebe draufsteht, ist nicht immer Liebe drin«, heisst es. Bei uns war welche drin, nicht wahr? Wohin auch immer sie sich aus dem Staub gemacht hat. Es gab Zeiten, da fühlte es sich an, als liefe sie bis über den Rand. Mein Blick fällt auf das Glas vor dir auf dem Tisch. Es ist leer und voller wird es nicht, zumindest nicht von alleine.
Du seufzt erneut, ich öffne in Zeitlupentempo meinen Mund und schliesse ihn wieder. Die erste Bewegung, zu der ich fähig bin, seit jenen drei Worten aus deinem Mund, die unsere gemeinsam geteilte Welt in Sekundenschnelle aus ihren Angeln gehoben haben.
»Wir sind vorbei.«
Du hast recht, wir sind sowas von vorbei und doch – ich lache bitter auf – bist du noch immer du für mich.