Erinnerst du dich an jene Silvesternacht damals, als wir uns gerade mal seit ein paar Wochen kannten… Jene schier endlos andauernde Nacht zwischen »ist» und »könnte«, während der wir Hand in Hand mit einer Flasche Sekt durch die eisglatten Strassen zogen, nur du und ich – im Gepäck unsere leise flüsternde, da so schüchterne Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft?
Ich erinnere mich. So wie ich mich an beinahe all die Tage und Nächte mit dir erinnere. Lächelnd, mit geschlossenen Augen, schwelgend, sehnend, seufzend, ohne dich.
Weißt du noch, jener Sommer vor zwei Jahren, als wir Samstag nachmittags spontan unsere sieben Sachen zusammenpackten und mal eben fünfhundert Kilometer weit ans Meer fuhren…
Wie ich gänsehäutig im hüfttiefen Wasser stand, während die Wellen mich beinahe umwarfen und ich vor Überraschung, Kälte und Glück laut kreischte? Ich weiss noch, wie du lächelnd auf mich zukamst, die Arme um meine Hüften schlangst und mir leise ins Ohr flüstertest, wie schön ich aussähe mit der Sonne im Gesicht und dem Wind im salzigen Haar. Ich glaubte dir beinahe.
Sag mir, wozu sind sie haften geblieben, all diese Erinnerungen – in Farbe und Ton, in Kopf und Herz? Wozu sind sie hier bei mir geblieben, die ganzen bebenden Gefühle für dich? Es tut ganz schön weh, hier so ohne dich, musst du wissen. Ich finde, neben »sich erinnern« müsste es ein noch viel sehnlicher klingendes Wort geben. Eines, das den Versuch beschreibt, in Vergangenem »nachzuweilen«. Vergangenes, das es längst nicht mehr gibt.
Ich frage mich im Stillen: erinnerst du dich ebenfalls an all die kleinen, grossen Dinge zwischen uns, oder tun das immer nur jene, die nicht loslassen wollen oder können?
Denn es stimmt, solange ich mich so deutlich an dich erinnere, an dich und an fast jeden der Augenblicke, die wir miteinander teilten und die sich in meinem Kopf – und erst recht im Herzen – zu Stunden und Tagen auszudehnen und zu verdichten scheinen, solange lasse ich im Grunde auch nicht los. Nicht wirklich.
Und dennoch. Um ehrlich zu sein, ich lächle lieber mit geschlossenen Augen schwelgend, sehnend, seufzend, ohne dich… als dass ich vergesse und womöglich zwar »frei« bin – aber gleichzeitig ärmer um eine Welt an Bildern, Farben, Klängen, Emotionen, Hoffnungen und Erinnerungen in mir. Ich vermute ja, genau das ist Leben. Und ich glaube, am Ende war es jedes einzelne Mosaiksteinchen davon allemal und noch so viel mehr wert.