Über »Emma«

»Emma denkt.« – so lautet der Name meines Ende 2013 ins Leben gerufenen Autoren-Pseudonyms. Davor hatte ich zwanzig Jahre lang Notizbuch um Notizbuch mit Texten, Wortkreationen und Gedichten vollgeschrieben, mich jedoch nie getraut, diese auch anderen zu zeigen. Meine Schwester schlug mir eines Tages vor, einige meiner Texte über eine Facebookseite zu veröffentlichen. Am 20. Oktober 2013 wagte ich es tatsächlich, auf den »Seite erstellen«-Button zu klicken, ihr den Namen »Emma denkt.« zu geben und einen ersten Text zu teilen.

Während der vergangenen Jahre kamen Hunderte weitere Texte dazu und die Zahl der Leser:innen, die mir auf meinen Social Media-Kanälen folgten, stieg stetig an. Ende 2018 lasen auf Instagram und Facebook zusammen 120’000 Menschen bei »Emma denkt.« mit. Etwas, was ich bis heute nicht wirklich fassen kann, es mir jedoch ermöglichte, in Eigenregie zwei Bücher mit gesammelten Texten zu veröffentlichen. Damit wurde ein Traum für mich wahr.

Im allerersten Facebook-Beitrag aus dem Jahr 2013 hiess es:

»Emma denkt viel. Nicht wenige ihrer Mitmenschen würden dem vorangegangenen Satz bereitwillig ein ‚zu’ beifügen, denn ihrer Ansicht nach gehört Emma zu den Unverbesserlichen, die ihr Leben zerdenken statt es zu erfahren, die immerfort zaudern, statt einfach handeln. Nun ist es aber so, dass Emma ausserordentlich gerne denkt. Denn wie heisst es doch so schön: Die Gedanken sind frei. Und so denkt sie sich munter von a nach b über x zu z und wieder zurück nach c, baut sich gedankliche Luftschlösser mit Türmen aus angefangenen Sätzen und übereifrig gesetzten Satzzeichen, zaubert für eine einzige Frage tausend mögliche Antworten herbei und hinterfragt jede einzelne davon munter wieder aufs Neue. Was dabei entsteht, sind Erzählstücke über alltäglich Sonderbares und das bisweilen Bemerkenswerte im Unauffälligen, kurze Berichte über spontan eingefangene Stimmungen, Ansichtssachen und den einen oder anderen mehr oder weniger ziellos umherschwirrenden Gedanken.«

Weshalb ich mich im August 2019 dazu entschied, meine Social Media-Kanäle zu löschen (Anmerkung: Seit September 2020 habe ich ein neues Instagram-Profil), könnt ihr bei Interesse hier nachlesen.

Emma denktIm echten Leben heisse ich Michèle. Ich wurde 1980 geboren und lebe in einer Kleinstadt in der Schweiz. Nach einigen mehr oder weniger kreativen Ausflügen in diverse Bereiche entschied ich mich für ein Masterstudium in Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich. Seit meinem Studienabschluss arbeite ich als technische Redakteurin und Software-Testerin. Anfangs 2022 schloss ich eine nebenberufliche Ausbildung zur Webdesignerin ab.

In meiner Freizeit sprudeln Texte, Kurzgeschichten und Gedichte über meine Tastatur und auf den Bildschirm. Da legt sich fedriges Glück neben dunstige Schwermut, stellt sich der Zauber der Liebe neben Einsamkeit und innere Leere, bittet die Anmut des täglichen Lebens Angst und Zweifel zum wortreichen Tanz. Im Jahr 2017 habe ich im Rahmen des Projekts «Worthelden» von Neon|Wilderness einige persönliche Fragen zum Thema Schreiben beantwortet. Den Artikel findet ihr hier.

Und wer ist eigentlich Emma, jenes hübsch klingende Pseudonym, hinter dem ich mich bequem zu verstecken glaubte?

Wer diese Emma ist, die den lieben langen Tag denkt und so verdammt viel fühlt, weiss ich bis heute nicht genau. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass das Pseudonym »Emma denkt.« das genaue Gegenteil davon bewirkt hat, wofür ich es erschaffen hatte. Ich habe mich in meinem bisherigen Leben noch nie so wenig »versteckt« wie in all den mit anderen geteilten Worten, Sätzen und Texten der letzten Jahre. Auch wenn es kein Tagebuch ist. Auch wenn ein grosser Teil der Geschichten, Situationen und Dialoge, die ich beschreibe, so nie geschehen sind. Lasst es mich anders formulieren: nicht in meinem eigenen Leben. Oder nicht genau so.

Damals, bevor alles anfing und seinen, mir noch immer unerklärlichen Lauf nahm. Bevor ich wusste, dass mit jedem gedachten, erinnerten oder gefühlten Wort, das man mit anderen teilt, immer auch etwas von einem selbst seine sieben Sachen packt und sich auf den Weg macht – heimlich, still und leise, um zu werden, was es vielleicht immer schon gewesen ist.

Verändert hat es mich definitiv. Jedes aus mir heraus und zu anderen hinüber geschriebene Wort. Jeder Augenblick der Unsicherheit. Alles an Mut, Offenheit und Herzblut, das es aufzubringen galt und auch weiterhin wird. Für eine Sache, ohne die ich offenbar nicht sein kann: das Schreiben über all jenes, was in letzter Konsequenz nicht beschreibbar ist.

Darum geht es mir wohl. Um die nie enden wollende Suche nach Worten. Worte, die im besten Fall nur ansatzweise zu beschreiben vermögen, was zwischen Wissen, Glauben und Erleben alles ist oder sein könnte. Nach Worten, die sich soweit wie möglich vorwagen in die Richtung einer dunstigen Ahnung dessen, wonach Liebe für mich klingt oder das Leben immer wieder neu für mich schmeckt. Wie sich Angst in meinem Herzen anfühlt. Welche Bilder Geduld, Freude oder Verzweiflung in meinen Gedanken zu zeichnen vermögen und was das alles eigentlich mit euch zu tun hat. Ganz schön viel, glaube ich nicht selten. Unsagbar viel, hin und wieder. Ja, ich glaube fest daran, dass der Versuch, sich in andere (Er)lebens- und Sichtweisen hineinzuversetzen, bewusst mit- und nachzufühlen uns einander tatsächlich näher bringen kann. Einander und damit immer wieder auch uns selbst.

Nicht umsonst sind Emotionen Herdentiere.

— Emma denkt.

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