Du willst wissen, wieso wir keine Freunde mehr sind? Wir waren nie welche. Nicht wirklich.
Ich weiss noch, als wir uns kennenlernten vor all den Jahren, was waren wir jung und verzweifelt. Im Nachhinein kommt es mir vor, als hätten sich unsere Herzen, auf abgewetzten Barhockern sitzend, quer über den Tresen der Kneipe, in der sie auf Schutz vor ihrer eigenen Courage gehofft hatten, gesucht und gefunden.
Was danach kam, mutet fantastischer an, als es war – ein gutes Dutzend Jahre eines wilden Mixes aus hin und zurück, jetzt und nie mehr, Lachen, offenen Fragen und jeder Menge Wut, Stille, Enttäuschung, Kameradschaft (Freundschaft war es nie), Trost und Begehren, Tränen, Verstehen, Hoffen und Bangen, noch mehr Enttäuschung und noch so viel mehr Tränen, des Versuchs eines Status Quo und irgendwann bloss noch leere Worte und alberne Gesten, weil man muss doch und sollte ja und sowieso.
Was haben wir uns gegenseitig enttäuscht in all den Jahren. Und das obwohl wir wie aus einem Guss scheinen, so ähnlich einander, so empfindsam ein jeder. Nach wie vor passt für mich nichts besser als das Bild zweier Magnete, die allemal wieder ihre Polung wechseln. Jeder für sich, versteht sich. Jeder, wie er mag. Jeder möglichst so, dass es dem anderen maximal weh tut.
Das Ergebnis war Chaos. Nach innen ebenso wie nach aussen. Wenn du mich fragst, ist es ein verdammtes Wunder, dass wir überhaupt so lange durchgehalten haben. Und einmal mehr frage ich mich, war das gut oder das genaue Gegenteil, steckt irgendein Sinn dahinter oder leiden wir beide vielleicht einfach zu gerne? Warst du so etwas wie mein Lehrstück fürs Leben?
Was du auf jeden Fall bist: einer der wenigen Menschen, von denen ich behaupten würde, sie wirklich geliebt zu haben. Bedingungslos, fraglos, hilflos bisweilen. Was davon übrig blieb, tut noch immer weh. Manchmal mehr, manchmal weniger. Aber immer genug, um niemals Freundschaft zu sein. Ich habe so viel geweint um dich, wegen dir und umsonst, dass ich bisweilen glaube, es war genug für ein ganzes Leben.
So oder so, was ich mir wünsche – insgeheim, aufrichtig und nach wie vor – ist alles Gute und Glück dieser Erde für dich. Wie Freunde das nun mal eben tun. Auch wenn wir beide nie welche waren.