Hin und wieder wundere ich mich wirklich über all den Unsinn, den ich so denke. Und dann wieder denke ich ihn munter drauflos, den Unsinn, und merke es nicht einmal.
Von all den Glaubenssätzen, die ein Mensch in sich wachsen, kultivieren und pflegen kann, kenne ich keinen unsinnigeren als »du bist nicht gut genug«. Mit purer Muskelkraft möchte ich sie in ihre Einzelteile zerpflücken, diese fünf Worte, die zehn Buchstaben, die sich auf neunzehn Zeichen verteilen, den Klang ihrer Laute, wie er sich langsam absetzt im Bewusstsein. Dunkel und schwer wie kalter Kaffeesatz.
»Nicht gut genug« für was eigentlich? Irgendein im Grunde komplett willkürlich gesetztes Ideal, eigene Erwartungen, die man gut und gerne so hoch steckt, dass man selbst mit der stattlichsten Leiter nicht rankommt, Standards und Ziele, die andere vermeintlich erreichen, während man selbst nicht selten ebenso vermeintlich anderthalb Schritte hinterherhinkt.
Mal ehrlich, es ist verdammt anstrengend, sich selbst andauernd unterzubuttern. Und dabei so überzeugend zu sein, dass man voll und ganz an die eigene flächendeckende Unfähigkeit glaubt. Ermüdend ist es auf Dauer, dumm sowieso. Und dennoch, alles offenbar nicht ansatzweise ein Grund, es anders zu machen. Was haben wir also davon, uns »nicht gut genug« zu fühlen, im Job, in der Liebe, innerhalb von Familienbanden? Als Mutter, Vater, Freundin, Sohn, in Gruppen von anderen oder im eigenen Körper?
Ich weiss es nicht. Aber ich glaube, dass viele von uns nicht aufhören können, sich mit anderen zu vergleichen. Und dass uns dies in der Regel alles andere als gut tut. Nicht einmal bloss deswegen, da wir alle unterschiedlich sind und Vergleiche entsprechend von vornherein nicht allzu viel Sinn machen. Eines der grössten Probleme am Vergleich mit anderen, so scheint mir, ist die Tatsache, dass man sich dabei streng gesehen nicht tatsächlich mit anderen vergleicht, sondern vielmehr mit der eigenen Vorstellung davon, wie die anderen sind, was sie können und leisten.
»Ja und nun?«, so die folgerichtige Reaktion auf obiges Geschwafel aus der Reihe »klingt gut – und jetzt?«. Das wüsste ich auch gern. Nur den wenigsten gelingt es, verinnerlichte Glaubenssätze und Annahmen über sich selbst oder andere von heute auf morgen abzulegen wie eine alte Jeans, die nicht mehr passt. Und dennoch.
Wir. Müssen. Nicht.
»Gut genug« sein. Alles haben, können, erreichen. Unsere Schwächen loswerden. Jemand anderes werden, als eben die Person, die wir nun mal sind. Und da ich diese Überzeugung auch nicht von jetzt auf gleich verinnerlicht haben muss, um mir selbst zu beweisen, wie gut ich darin bin, Dinge mal eben auf die Schnelle zu verinnerlichen, würde ich vorschlagen, wir lassen es damit erst einmal gut sein. Gut, so wie es ist. Gut hier und jetzt, bloss für den einen Moment. Um alles andere kümmern wir uns später, okay?